Raus aus der Komfortzone und rein in den Beruf
Nach drei Jahren Bachelorstudium zum gehobenen Polizeivollzugsdienst in den Berufsalltag. Ein Erfahrungsbericht.
Freitag, 20 April, 2018
Die erste Woche als „vollwertige Polizeikommissarin“, wie sie stolz sagt, liegt hinter ihr. Mehtap Öger hat ihren Beruf gefunden, der mehr ist als nur ein Job. Die gebürtige Berlinerin wollte etwas Besonderes machen, raus aus der Komfortzone. Dazu bietet ihr der gehobene Polizeidienst in der Hauptstadt viele Möglichkeiten. Und er wird ihr viel abverlangen.
Gut vorbereitet in den Dienst
Darauf freut sich die 33-Jährige und fühlt sich gut vorbereitet, auch durch ihre Berufs- und Lebenserfahrung. Nach dem Abitur hat Öger zunächst in der Mode- und Immobilienbranche gearbeitet, dann umgeschwenkt auf den Polizeiberuf. „Ich war Beamtin im mittleren Dienst, wollte mich weiterentwickeln“. Drei Jahre Bachelorstudium zum gehobenen Polizeivollzugsdienst und diverse Praxiseinsätze liegen hinter ihr, als sie von Vizepräsident Prof. Dr. Harald Gleißner das Abschlusszeugnis entgegennimmt. 155 Ernennungsurkunden überreicht Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller bei der Festveranstaltung im Audimax an der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) Berlin Ende März 2018. Er dankt den Absolventinnen und Absolventen ausdrücklich dafür, „dass Sie sich für den Dienst in Berlin entschieden haben.“ Denn mit der wachsenden Stadt wachse auch die Verwaltung, zahlenmäßig und hinsichtlich des Anforderungsprofils.
Gute Karriere- und Aufstiegschancen
Gute Karriere- und Aufstiegschancen bei der Hauptstadtpolizei stellt der Regierende Bürgermeister den Absolvent/innen in Aussicht, dem „neuen Rückgrat der Polizei“, wie er sie würdigend nennt. Der demographische Wandel und der Kurs hin zu einer modernen Verwaltung bringen viel Bewegung in die Berliner Polizei. Der Schlüssel zur Lösung der komplexen Aufgaben ist ausreichend gutes Personal. Michael Müller verweist auf 800 zusätzliche Stellen, die bis Ende 2019 geschaffen werden – und auch darauf, dass dafür geeignete Bewerber/innen gewonnen werden müssen. Neben der Angleichung der Besoldung auf das Niveau anderer Bundesländer geht es um die Verbesserung der Ausstattung, sagt Müller und herhält Zwischenapplaus vom voll besetzten Auditorium.
Vertrauensvolle Kooperation
Der Berliner Senat und die Polizei bauen auf die “vertrauensvolle und erfolgreiche Kooperationsbeziehung zur HWR Berlin“ und die langjährige, gut funktionierende Vernetzung von Studium und Praxis. „Gemeinsam mit der Polizei Berlin entwickeln wir das Studium weiter“, betont Vizepräsident Prof. Dr. Harald Gleißner in seiner Rede an die Graduierten. Denn die Führungsaufgaben, die vor ihnen liegen, und die Anforderungen des Berufs an sich stellen zunehmend höhere Ansprüche an die Schutzpolizei- und Kriminalpolizeikommissar/innen. Sei es in Bezug auf Kompetenzen im Zusammenhang mit der Digitalisierung oder der Internationalisierung. „Damit das zwar mit Weitblick, aber nicht an der Realität vorbei passiert, setzen wir in allen Studienbereichen dieser Hochschule auf praxisnahe Studieninhalte und angewandte, vernetzte Forschung“, so Gleißner.
Führungsaufgaben
Das hat Mehtap Öger während des Studiums unmittelbar erfahren. „Ich hatte nicht erwartet, dass mir in der praktischen Ausbildung von Anfang an die Möglichkeit gegeben würde, Führungsaufgaben zu übernehmen – natürlich unter Anleitung“, sagt sie. So wurde ihr die Einsatzplanung zur Absicherung eines Konzerts im Berliner Olympiastadium übertragen, erzählt sie begeistert. Überhaupt würde die Ausbildungsleitung immer hinter den Anwärter/innen stehen, in jeder Hinsicht. Das schaffe Selbstvertrauen, motiviere und bereite gut vor.
Respekt vor schwierigen Entscheidungen
„Ich habe besonders Respekt vor den Situationen, in denen man schwierige Ad hoc-Entscheidungen treffen muss. Das kann man nicht nur im Studium lernen“, bestätigt Torsten Single. Der Jahrgangsbeste im Bereich Kriminalpolizei schätzt wie seine Kommiliton/innen deshalb vor allem den großen Zusammenhalt in den Dienststellen und in der Polizei allgemein. „In diesem Beruf muss man außerdem offen sein für neue Erfahrungen“. Das ist der 31-jährige Diplom-Verwaltungswirt, der aus Jena stammt und sich nach einigen Berufsjahren für das Studium am Fachbereich Polizei und Sicherheitsmanagement an der HWR Berlin entschied. Er findet es toll, dass in Berlin „das Leben tobt und immer irgendetwas sein kann“, was einem beruflich alles abverlangt.
Beweisen, was er drauf hat!
Die Absicherung von Kundgebungen im Bereich des Tiergartens, Kriminalitätsbekämpfung in der Kurfürstenstraße und rund um den Hauptbahnhof, auf Mehtap Öger wird es im Abschnitt 34 ab jetzt viele Möglichkeiten geben, in denen sie „endlich beweisen kann, was ich draufhabe“. An Enthusiasmus und Motivation fehlt es den neuen Schutzpolizei- und Kriminalkommissarinnen und -kommissaren nicht.